Maria Waldrast
Am Fuße der Serles (2718 m), circa 3,5 km westlich oberhalb der Marktgemeinde Matrei am Brenner, befindet sich in 1641 m Höhe
eine der meist besuchten Gnadenorte Tirols, die Wallfahrtsstätte Maria Waldrast. Die Entstehung der äußerst beliebten Marienwallfahrt
wird auf eine sagenumwobene Erscheinung im Spätmittelalter zurückgeführt. Der Legende nach stieg im Jahre 1392 ein Engel vom Himmel
herab und ließ im Auftrag der Muttergottes ein Marienbildnis aus einem hohlen Lärchenstock wachsen. Am Ostersamstag des Jahres 1407
sollen dann zwei junge Hirten während einer Rast im Wald das Bildnis am Lärchenstock erblickt haben. Erstaunt und verwundert von dem
aus dem Holz gewachsenen Marienbildnis, erzählten die Beiden im Tal unablässig von ihrer Entdeckung, bis schließlich einige Männer
aufbrachen und die Figur der Madonna nach Matrei holten. Die Legende besagt weiter, dass nur wenige Wochen später, in der Nacht des
Pfingstsamstags, der Holzknecht Christian Lusch eine Stimme vernahm, die ihm befahl, auf dem Waldrastjöchl eine Kapelle zu Ehren der
Muttergottes zu errichten. Der arme Holzknecht war zunächst verunsichert und schritt nicht sofort zur Tat. Erst als die Stimme ein
weiteres Mal zu ihm sprach und ihm den Auftrag erteilte, sich im Wald auf einem grünen Fleck im Moos zu legen, dort zu rasten und auf
eine erneute Verkündung zu warten, leistete er den Anweisungen folge. Er begab sich in die Wälder, legte sich auf das Moos und rastete
(daher der Name: Waldrast ' Rast im Walde). Nachdem der Holzhacker eingeschlafen war, erschien ihm unter hellem Glockengeläut eine Frau,
gehüllt in weißes Gewand, mit einem Kind im Arm. Lusch markierte daraufhin die Stelle der Erscheinung und begann dort mit den Vorarbeiten
für den Kapellenbau. So viel weiß die Entstehungssage rund um Maria Waldrast zu berichten.
Die historischen Wurzeln der Marienwallfahrt am Fuße der Serles reichen bis in das frühe 15. Jahrhundert zurück. Urkundlich nachweis-
bar ist, dass Christian Lusch am 19. April 1409 vom Brixener Fürstbischof Ulrich II. die Erlaubnis erhielt, eine Kapelle zu errichten und zu dotieren.
Im Jahre 1429 konnte das kleine Kirchlein schließlich fertiggestellt werden und das Marienbildnis wurde in einer feierlichen Prozession von
Matrei in die neue Kapelle überführt, die von diesem Moment an den Namen Maria Waldrast trug. Bereits während der Prozession soll es zu ersten
Wunderheilungen gekommen sein. So erlangten laut Erzählungen zwei blinde Prozessionsteilnehmer die Sehkraft wieder. 1465 wurde die kleine Kirche
vom Salzburger Weihbischof feierlich konsekriert. Der Pilgerzustrom war zu dieser Zeit bereits beträchtlich. Berichte von angeblichen
Gebetserhörungen machten die Runde und veranlassten immer mehr Menschen zur Pilgerfahrt nach Maria Waldrast. 1473 stiftete
Erzherzog Sigismund daher ein Benefizium für einen eigenen Priester. 25 Jahre später wurde Maria Waldrast um eine Gaststätte zur
Unterbringung und Versorgung der Pilger erweitert. Kaiser Maximilian ließ 1498 zu diesem Zwecke ein Haus mit Schank- und Beherbergungsbetrieb
errichten. Auch die Kirche musste wenige Jahre später wegen des stetig steigenden Pilgerzustroms vergrößert werden.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts ging die Anzahl der Pilger allerdings stark zurück, vor allem auf Grund der Reformation. In den
Bauernaufständen der 1520er Jahre wurden Kirche und Widum geplündert und beschädigt. Einen erneuten Aufschwung erlebte die Wallfahrtsstätte
erst wieder unter Erzherzog Leopold V., der 1624 auf der Maria Waldrast ein Kloster für den Servitenorden erbauen ließ. In den folgenden
Jahrzehnten erfreute sich der Wallfahrtsort wieder großer Beliebtheit, vor allem beim Tiroler Adel. Während des 17. und 18. Jahrhunderts
erhielt Maria Waldrast zahlreiche Stiftungen und Geschenke von Angehörigen des heimischen Adels. Unter Kaiser Joseph II. blieben solche
Zuwendungen jedoch gänzlich aus. Er ließ die Wallfahrtsstätte im Jahre 1785 sogar auflösen und die Liegenschaften verkaufen. Das Gnadenbild
wurde daraufhin nach Mieders gebracht und Maria Waldrast begann rasch zu verfallen. Erst nach fast 60 Jahren, 1844, konnten die Serviten das
Kloster und die Kirche wieder in ihren Besitz bringen und zumindest notdürftig in Stand setzen. 1846 wurde auch das Marienbildnis wieder auf
die Maria Waldrast gebracht, allerdins sollte es noch 42 Jahre dauern, bis die zur Ruine verkommene Wallfahrtsstätte gänzlich erneuert werden
konnte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Maria Waldrast aber wieder zu einem stark frequentierten Wallfahrtsort. Auf die erneute
Blütezeit sollte jedoch eine zweite Aufhebung folgen. Am 8. April 1941 wurden alle Ordensbrüder von der Gestapo vertrieben, das Inventar
größtenteils zerstört oder gestohlen und sämtliche Gebäude geschlossen. Zwei Einheimischen aus der nahegelegen Ortschaft Matrei gelang es
jedoch, das Gandenbild vor der Schließung durch die Gestapo zu entwenden und in Sicherheit zu bringen. Unmittelbar nach Kriegsende kehrten
die Serviten wieder auf die Waldrast zurück und begannen das Kloster und den Wallfahrtsbetrieb wieder aufzubauen.
Nachdem auch das Gnadenbild kurz darauf wieder zurückgebracht wurde, setzte der Pilgerzustrom schnell wieder ein. Heute präsentiert
sich Maria Waldrast als vielbesuchter Wallfahrtsort, der auch Sportler und Wanderer zu jeder Jahreszeit anlockt. Der Gebäudekomplex
der Waldrast besteht aus einem Kloster, einem Pilgerhaus, einem Wirtschaftsgebäude und einer Kirche, gruppiert um einen rechteckigen Hof.
Das Klostergasthaus ist ein beliebter Ausgangspunkt für Bergwanderungen, besonders für die Besteigung der Serles, aber auch für Skitouren,
den Skilanglauf und das Rodeln. Neben zahlreichen Wanderwegen und Langlaufloipen in der unmittelbaren Umgebung von Maria Waldrast, führt
direkt vom Kloster eine beleuchtete Rodelstrecke ins Tal. Besonderer Beliebtheit erfreut sich auch das Wasser der Quelle von Maria Waldrast.
Viele Pilger aber auch Bewohner der umliegenden Orte holen sich das "Waldraster Wasser", da ihm eine heilende Wirkung nachgesagt wird.
Erreichbar ist Maria Waldrast von Matrei aus als auch über das Joch von Mieders bzw. Fulpmes. Von Matrei aus kann die Wallfahrtsstätte zudem
mit dem Auto über eine Mautstraße erreicht werden, die auch im Winter offengehalten wird
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