Marienwallfahrt Absam
Wer eine Auszeit sucht, sich zu finden und seinem Glauben begegnen will, dem bieten sich in der Region Hall-Wattens vielfältige
Möglichkeiten, Religion und Glaubenstradition intensiv zu erleben. Ein besonderer Höhepunkt: Der Wallfahrtsort Maria Absam mit dem
berühmten Marienbildnis aus dem 18. Jahrhundert.
Das Marienbildnis von Absam ist bereits seit über 200 Jahren eine bekannte Pilgerstätte und gilt heute als einer der bedeutendsten
Marienwallfahrtsorte Westösterreichs. Schon seit dem 18. Jahrhundert pilgern Gläubige zur Absamer Wallfahrtskirche St. Michael,
welche im Jahr 2000 als einzige Kirche Tirols ohne Anbindung an ein Kloster oder Stift in den Rang einer Basilika minor erhoben wurde.
Die Entstehung der Absamer Marienwallfahrt geht auf ein Ereignis am 17. Januar 1797 zurück. Zeitgenössischen Überlieferungen
zufolge erblickte an diesem Tag die achtzehnjährige Rosina Puecher im Licht der untergehenden Sonne ein Frauenbildnis in der Fensterscheibe
der Stube ihres Elternhauses. Schon wenige Tage später begann man im Ort von einer Muttergotteserscheinung zu sprechen. Die Nachricht von der
angeblichen Marienerscheinung verbreitete sich sehr schnell in der gesamten Umgebung und bereits kurze Zeit später versammelten sich etliche
Menschen aus Absam und den umliegenden Ortschaften, um das Bildnis zu betrachten. Der stetig steigende Andrang der Gläubigen rief auch
den Fürstbischof von Brixen auf den Plan, welcher eine Kommission zur Untersuchung und Überprüfung der Marienerscheinung einberief.
Das Fensterglas mit dem Frauenbildnis wurde daher zum Dekan nach Innsbruck gebracht und dort der Kommission vorgelegt.
Die bischöfliche Kommission gelangte jedoch zu dem Schluss, dass das Bildnis kein Wunder, sondern eine natürliche Erscheinung sei. Bei dem Glasbild handele
es sich laut Kommission wahrscheinlich um ein altes, ehemals buntes Fensterglas, dessen Farben allmählich ausgebleicht waren. Durch eine
chemische Reaktion der Farben hätte sich das Bild eingeätzt. Dieses Untersuchungsergebnis tat der Verehrung des Bildnisses allerdings keinen
Abbruch. Kurz nach der Überprüfung gab der Dekan auf Druck der Bevölkerung das Bild wieder an die Ortschaft Absam zurück.
Am 24. Juni 1797 wurde das Bildnis dann ohne die Zustimmung des Bischofs in einer feierlichen Prozession in die Pfarrkirche
zum hl. Erzengel Michael, die heutige Basilika St. Michael, überführt und am Hauptaltar angebracht. Die einheimische Bevölkerung
wollte das Bild eigentlich in einer eigenen Kapelle auf dem Grundstück der Familie Puecher aufbewahren, allerdings wurde dies vom
Bischof von Brixen ausdrücklich verboten.
Das Bild blieb daher in der Pfarrkirche, wo es auf eine bischöfliche Anordnung hin vom
Hauptaltar entfernt werden musste und daraufhin am rechten Seitenaltar seinen Platz fand. Obwohl das Bildnis von offizieller kirchlicher
Stelle nie als Wunder anerkannt und die Verehrung sowie Wallfahrten vom bischöflichen Ordinariat untersagt wurden, entwickelte sich
"Maria Absam" sehr rasch zu einer bedeutenden und bekannten Wallfahrtsstätte. Schon 1797 nahm die Verehrung des Gnadenbildes größeren
Umfang an und zahlreiche Wallfahrten nach Absam fanden statt. Dazu beigetragen hat auch der Sieg von Tiroler Verbänden über
napoleonische Truppen in der Schlacht von Spinges am 2. April 1797, welcher der Fürbitte der Gottesmutter Maria zugeschrieben wurde.
In der Folge veranstalteten dann auch die Schützen immer wieder Wallfahrten nach Absam. Daraus sollte sich ein Brauch entwickeln,
der bis zum heutigen Tage Bestand hat. Seit den 1960er Jahren findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im Oktober eine Schützenwallfahrt
mit Schützenkompanien aus allen Teilen Tirols statt. Doch schon früher wurden in Absam jährliche Gedenken veranstaltet. Seit 1797
werden jedes Jahr zwei Prozessionen zum Gnadenbild durchgeführt. Einmal am 17. Jänner, am Tag der angeblichen Erscheinung des Bildnisses
und am 24. Juni, dem Tag, an dem das Bild in die Kirche zum hl. Erzengel Michael überführt wurde. Des Weiteren wird am 17. Tag jedes Monats
an die Erscheinung der Muttergottes gedacht. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gewann Absam als Wallfahrtsort immer mehr an Bedeutung,
nicht zuletzt auch durch die Besuche von einigen hochrangigen Vertretern des Hauses Habsburg. 1848 pilgerten mehrere Mitglieder des
österreichischen Kaiserhauses, welche vor der Revolution in Wien nach Innsbruck geflohen waren, zur Gnadenstätte. "Maria Absam" war
aber vor allem bei der herkömmlichen Bevölkerung als Wallfahrtsziel sehr beliebt.
Noch heute pilgern neben den vielen "Einzelwallfahrern" ganze Pfarrgemeinden oder andere Gruppen nach Absam, um ihre Gebete vor dem
Gnadenaltar zu verrichten. Daher wird die Absamer Marienwallfahrt heutzutage oft als wichtigste Marienwallfahrt Tirols bezeichnet. Der Wallfahrtsort ist weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannt und
ist für viele Gläubige vor allem eine Stätte des Trostes und der Hoffnung.
Auch der neu gestaltete Marienvorplatz vor der Basilika ist
sehenswert: Hier findet sich der einzigartige Bilderzyklus "Der Engel des Herrn". Die westseitige Kapelle wurde ebenfalls neu gestaltet und
erhielt einen besonderen Glasaltar und Glasfiguren, die eine thematische Verbindung mit der Bilderreihe im Freien darstellen.
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